Feriencamps und betreute Freizeitprogramme sind für Kinder nicht nur Abenteuer und Tapetenwechsel, sondern auch eine wichtige Gelegenheit für soziales Lernen, Bewegung und neue Erfahrungen. Doch für viele Familien mit geringem Einkommen stellen die Kosten eine kaum überwindbare Hürde dar. Förderungen für sozial schwache Familien sollen sicherstellen, dass auch Kinder aus armutsgefährdeten Haushalten an diesen Erlebnissen teilhaben können.
In Deutschland lebten laut Angaben aus dem Jahr 2024 etwa 15,2 Prozent aller Kinder unterhalb der Armutsgefährdungsschwelle. Besonders auffällig sind die Unterschiede zwischen den Bundesländern. In Sachsen-Anhalt ist fast jedes vierte Kind betroffen, mit einer Quote von 25,4 Prozent. Auch Nordrhein-Westfalen mit 18,9 Prozent und Niedersachsen mit 17,2 Prozent liegen über dem Bundesdurchschnitt. Im Vergleich dazu gilt Bayern mit 9,6 Prozent als das Bundesland mit dem geringsten Risiko.
Österreich zeigt ein ähnlich differenziertes Bild. Hier galten im Jahr 2024 rund 344.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren als armuts- oder ausgrenzungsgefährdet. Das entspricht einer Quote von etwa 21 Prozent. Innerhalb dieser Gruppe lebten etwa 95.000 Kinder unterhalb der offiziellen Armutsgefährdungsschwelle, während 143.000 Kinder als materiell und sozial depriviert eingestuft wurden. Besonders betroffen sind Familien mit mehreren Kindern und Alleinerziehende. Ohne bestehende Sozialleistungen würde die Kinderarmutsquote in Österreich sogar bei 34 Prozent liegen.
Angesichts dieser Zahlen haben mehrere Bundesländer eigene Programme zur Unterstützung einkommensschwacher Familien aufgelegt. Im Burgenland wurde 2025 ein Solidaritätsfonds eingerichtet, der mit 100.000 Euro ausgestattet ist. Pro Kind können bis zu 122 Euro für Ferienangebote wie Sportcamps oder Reitwochen beantragt werden. Voraussetzung ist ein maximales Haushaltseinkommen von 1.750 Euro, bei Alleinerziehenden 1.310 Euro. Das Ziel ist klar: rund 6.000 armutsgefährdete Kinder im Burgenland sollen so Zugang zu Ferienerlebnissen erhalten.
In der Steiermark gibt es die Kinder-Ferien-Aktivwochen, bei denen Aufenthalte ab fünf Tagen gefördert werden. Familien, die bestimmte Einkommensgrenzen einhalten, erhalten bis zu 80 Prozent der Kosten erstattet. Kärnten gewährt Zuschüsse bis zu 400 Euro pro Kind. Wien setzt auf ein gemischtes Modell: Neben ermäßigten Campangeboten über den Verein WIJUG gibt es eine flächendeckende schulische Ferienbetreuung. Diese soll garantieren, dass alle Kinder, unabhängig vom finanziellen Hintergrund, sinnvolle Freizeitangebote nutzen können.
Auch private und gemeinnützige Einrichtungen leisten einen Beitrag. Der Sozialfonds des Ferienhortes am Wolfgangsee vergibt Ermäßigungen zwischen 25 und 100 Prozent, abhängig von der wirtschaftlichen Situation der Familie.
In Deutschland gibt es ebenfalls zahlreiche Programme, die sozial benachteiligte Familien bei der Ferienplanung unterstützen. Das Deutsche Kinderhilfswerk stellt mit einem Sonderfonds jährlich Fördergelder für Ferienreisen bereit. Hunderte Projekte in ganz Deutschland ermöglichen dadurch kostenlose oder stark vergünstigte Ferienaufenthalte für Kinder.
Einige Bundesländer, darunter Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, fördern die Familienerholung über eigene Programme. Diese sehen eine Reduzierung oder vollständige Übernahme der Eigenanteile vor, abhängig vom Einkommen. Neben staatlichen Angeboten engagieren sich auch kirchliche Träger und gemeinnützige Organisationen. Die Diakonie unterstützt mit der Initiative „Kindern Urlaub schenken“ gezielt armutsgefährdete Familien. Auch die Arche und ähnliche Vereine organisieren regelmäßig kostenfreie Feriencamps.
Zusätzliche Hilfe gibt es auf kommunaler Ebene. Viele Städte und Gemeinden stellen eigene Sozialfonds zur Verfügung. Die Beantragung erfolgt meist direkt beim Jugendamt oder über Träger vor Ort. Dennoch gilt: Die Unterstützungslandschaft ist stark vom Wohnort abhängig.
Trotz zahlreicher Fördermodelle gibt es große Herausforderungen. Viele Programme sind befristet, regional unterschiedlich geregelt und mit aufwendigen Antragsverfahren verbunden. Für Familien mit begrenzten sprachlichen oder administrativen Ressourcen ist der Zugang damit häufig erschwert. Hinzu kommt, dass viele Förderungen nur Teile der tatsächlichen Kosten abdecken. Kinder aus ärmeren Haushalten bleiben dadurch weiterhin benachteiligt.
In Österreich wird deshalb verstärkt über eine bundesweite Kindergrundsicherung diskutiert. Diese soll unabhängig von der Mindestsicherung funktionieren und gezielt allen Kindern den Zugang zu Bildung, Freizeit und Ferien ermöglichen. Der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig forderte 2025 eine entsprechende Leistung, die automatisch und unkompliziert gewährt wird. Unterstützung für dieses Vorhaben kommt auch von den Grünen Wien.
In Deutschland fordert das Deutsche Kinderhilfswerk schon seit Jahren eine nachhaltige Finanzierung von Ferienfreizeiten für Kinder in Armut. Angesichts von rund 2,8 Millionen betroffenen Minderjährigen ist der Bedarf eindeutig. Einzelne Programme reichen nicht aus, um diesen Kindern die gleichen Chancen zu ermöglichen wie ihren Altersgenossen aus besser gestellten Haushalten.